Wien: Polizei-Kontaktbeamte in Flüchtlingsquartieren
Durch Gewalttaten, bei denen vereinzelt Asylwerber beteiligt waren, geraten diese immer mehr unter Generalverdacht. Die Wiener Polizei setzt daher auf Kontaktbeamte in Heimen, um Kriminalität und Radikalisierung vorzubeugen.
Insgesamt zwölf Polizisten sind als Kontaktbeamte in den großen Wiener Flüchtlingsunterkünften im Einsatz. Sie besuchen die Einrichtungen, wann immer es die Betreuer wünschen, mindestens jedoch einmal pro Woche. Ein Terrorverdacht sei dabei noch nie aufgetreten, sagt deren Chef Friedrich Kovar im Interview mit „Wien heute“: „Die Mehrzahl der Einsätze ist niederschwellig, es geht eher um Diebstähle und Vergehen gegen die Hausordnungen.“
Dem Haus Erdberg stattet die Polizei regelmäßig einen Besuch ab
14 Unterkünfte regelmäßig besucht
Derzeit werden 14 Unterkünfte in Wien regelmäßig besucht. „Die Kolleginnen und Kollegen kommen anlassbezogen, wenn sie gewünscht und gebraucht werden, aber auch in regelmäßigen Abständen“, so Kovar. Wesentliches Ziel sei der laufende Kontakt mit dem Betreuungspersonal an Ort und Stelle, gemeinsam versuche man für etwaige Probleme Lösungen zu finden und zu unterstützen. Allerdings sei es auch Aufgabe der Kontaktbeamten, die Stimmung der Anrainer einzufangen und so mögliche Konflikte und Ängste schon im Vornhinein zu beseitigen.
Mutmaßungen, dass von Asylsuchenden, die vor einer Abschiebung stehen, eher eine Terrorgefahr ausgehe, hält Kovar für unzulässig. „Was wir immer wieder haben, ist, dass Menschen aufgrund von Traumatisierung oder quasi Lagerkoller Auffälligkeiten zeigen. Aber das ist eher im medizinischen Bereich anzusiedeln und nicht unter Terrorgefahr“, so Kovar. Für kleinere Vergehen gebe es Checklisten für das Betreuungspersonal. Zusammen arbeite man auch an der Prävention von Kriminalität - darunter fällt für Kovar auch etwa die Verkehrserziehung für Flüchtlinge, die oft mir dem Rad unterwegs sind.
Kontrollen seit Anfang des Jahres
Die Beamten sind seit Anfang des Jahres unterwegs, wie Irmgard Joo von der Caritas, Leiterin des Haus Erdberg im „Wien heute“-Interview sagte. „Der Beamte kommt regelmäßig hier ins Haus, schaut ob alles in Ordnung ist, ob wir was brauchen und ob er uns unterstützen kann“, so Joo. Konkrete Terrorgefahr ortet auch Joo nicht, es gebe aber Schulungen für die Mitarbeiter und auch Workshops - etwa jene der Caritas-Initiative „Kompa“, die sich das „gute Zusammenlebens unterschiedlicher Gruppen“, das Miteinander der Religionen und Deradikalisierung zum Ziel gesetzt hat.
Viele Asylwerber befürchten allerdings, dass die Vorurteile ihnen gegenüber steigen. Sie wollen nicht mit Terroristen in einen Topf geworfen werden, nur weil sie Muslime sind. „Diese Leute ... das waren Terroristen, diese Leute glauben sie sind Moslems. Sie haben den Glauben falsch verstanden. Aber nicht alle Moslems sind Terroristen“, bekräftigte etwa ein junger Bewohner des Flüchtlingsheims.