Kaske zur Ausbildungspflicht: „Wirtschaft muss mitmachen“

AK-Analyse: Ende April fehlten fast 16.000 Lehrstellen in Betrieben – nur knapp 600 Lehrlinge im ersten Lehrjahr mehr als im Vorjahr wurden aufgenommen

„Für alle, die im Juli neun Schuljahre hinter sich haben, gilt die Ausbildungspflicht bis 18. Aber wo bleiben die Ausbildungsplätze?“, fragt AK Präsident Rudi Kaske: „Die Ausbildungspflicht muss Bildungspflicht von Wirtschaft und Schulen sein.“ Laut AK-Analyse der Lehrstellenstatistiken von Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer fehlten Ende April fast 16.000 Lehrstellen in den Betrieben. Da sei es, so Kaske, „nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, wenn knapp 600 Jugendliche mehr im ersten Lehrjahr waren als vor einem Jahr. „Die Unternehmen müssen mehr Lehrstellen schaffen“, sagt er. Auch die Schulen seien gefordert.

Seit 2008 geht die Zahl der Lehrlinge im ersten Lehrjahr stark zurück – von 39.412 auf 27.426 im Jahr 2016. Erst jetzt gibt es einen leichten Anstieg – um 579 von April 2016 auf 28.005 im April 2017. Kaske: „Das ist viel zu wenig, wenn gleichzeitig die Ausbildungspflicht kommt und mehr als 20.000 Jugendliche schon jetzt keine Lehrstelle in einem Betrieb haben. Da muss die Wirtschaft auch mitmachen.“

Die mehr als 20.000 Jugendlichen ohne Lehrstelle in einem Betrieb sind in der überbetrieblichen Lehrausbildung, in kurzfristigen Schulungen oder einfach als lehrstellensuchend gemeldet. Gleichzeitig bieten die Lehrbetriebe nur etwas mehr als 4.000 offene Lehrstellen an – das ergibt ein Minus von fast 16.000.

Kaske verlangt, dass die Unternehmen jetzt rasch mehr Lehrstellen schaffen: „Noch ist es nicht zu spät für die Jugendlichen, die heuer aus der Schule kommen.“ Auch in den weiterführenden Schulen müssten intensive Anstrengungen unternommen werden, um einen vorzeitigen Abbruch zu verhindern – beispielsweise mit einjährigen Übergangsstufen zwischen vierter Klasse Neuer Mittelschule oder Gymnasium in die erste Klasse von HAK oder HTL.

In der betrieblichen Ausbildung verlangt Kaske überdies ein Qualitätssicherungssystem, damit mehr Lehrlinge bei der Lehrabschlussprüfung antreten und erfolgreich abschließen. Nötig sind auch Maßnahmen, um Lehrabbruch zu verhindern. Zusätzlich müssten die Berufsschulen in Richtung digitale Bildung aufgerüstet werden – dringend sei etwa ihre Ausstattung mit WLAN.

 

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