Bildung und Job: Österreich als Ausreißer im OECD-Vergleich

Kolleg fast gleich viel „wert“ wie Studium

Die am Dienstag vorgestellte weltweite Bildungsstudie „Education at a Glance“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ergibt für Österreich Altbekanntes - das Schulsystem verblasst gemessen an den Kosten im Vergleich mit anderen Ländern - und Erstaunliches: Kaum wo sonst ist die Bildung so wichtig für die eigenen Jobchancen wie in Österreich.

Es geht um den „tertiären Bildungssektor“. Davon umfasst sind alle weiterführenden Bildungsformen, von den höheren Jahrgängen der berufsbildenden höheren Schulen (BHS) über Kollegs und Bachelorprogramme bis hin zum Doktoratsstudium. Für Österreich verstärkt sich dabei ein Trend, der schon in der letztjährigen Untersuchung zu bemerken war: Ob man eine tertiäre Ausbildung hat oder nicht, entscheidet über die eigene Karriere.

Doktortitel bringt für Job nichts mehr

Auch in anderen Ländern haben besser Ausgebildete bessere Gehälter und sind besser gegen Arbeitslosigkeit abgesichert. In Österreich klafft die Schere aber viel weiter auseinander als im Schnitt - und es muss nicht immer ein Studium sein: Erwachsene mit Abschluss einer tertiären Kurzausbildung (etwa berufsbegleitende Bildungsformen und Kollegs) haben sogar bessere Jobaussichten als jene mit Bachelor-Abschluss - sie kommen mit 84 Prozent auf eine um sieben Prozentpunkte höhere Beschäftigungsquote.

Am höchsten sind mit 89 bzw. 88 Prozent immer noch die Jobquoten der Diplom- bzw. Master- und Doktoratstudenten. Damit ist die Differenz bei den Beschäftigungsaussichten zwischen Bachelor- und Masterabsolventen mit zwölf Prozentpunkten am zweithöchsten in der gesamten OECD. Anders als in den meisten anderen OECD-Ländern bringt der Abschluss eines Doktoratsstudiums dagegen keine weitere Verbesserung der Jobchancen.

Sprunghafter Anstieg durch neue Definition

Die aktuelle Statistik weist sprunghaft gestiegene Absolventenzahlen im tertiären Sektor auf. Die neue Rate von 30 Prozent (OECD-Schnitt: 34 Prozent) ist allerdings einem neuen Blick auf großteils unveränderte Zahlen geschuldet. Neben Hochschulbildung, Kollegs und Meisterschulen fallen nun auch die vierten und fünften BHS-Jahrgänge sowie Aufbaulehrgänge zu „kurzen tertiären Bildungsprogrammen“ unter tertiäre Bildung.

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/OECD Education at a Glance 2015

Am meisten Kurzabschlüsse

Durch die Umstellung hat Österreich in Sachen Tertiärabschlussquote überdurchschnittlich profitiert: So weisen 15 Prozent der 25- bis 64-Jährigen in Österreich als höchsten Abschluss einen solchen tertiären Kurzabschluss auf (OECD-Schnitt: acht Prozent), zwei Prozent verfügen über einen (hierzulande noch recht jungen) Bachelor-Abschluss (OECD: 15 Prozent), elf Prozent über einen Master- bzw. Diplomabschluss (OECD: ebenfalls elf Prozent) und ein Prozent über ein Doktorat (OECD: ebenfalls ein Prozent).

Für die künftige Entwicklung etwas aussagekräftiger sind die aktuellen Anfängerquoten: Insgesamt gehen in Österreich derzeit 74 Prozent eines Altersjahrgangs den Weg in die tertiäre Bildung (OECD: 67 Prozent). Im Kurzstudienbereich liegt Österreich mit 35 Prozent deutlich über dem OECD-Schnitt (18 Prozent), im Bachelor-Bereich mit 45 Prozent darunter (57 Prozent). Leicht überdurchschnittlich stehen der Diplom- bzw. Masterbereich mit 28 Prozent (OECD: 22 Prozent) und der Doktoratbereich mit vier Prozent (OECD: 2,5 Prozent) da.

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