Arbeitsmarkt: Ausländer verdrängen Ausländer
Verdrängen Arbeitskräfte aus dem Ausland inländische oder nicht? Die Frage sorgt regelmäßig für Debatten. Von Expertenseite heißt es nun, der Verdrängunswettbewerb finde vor allem unter Nicht-Österreichern statt.
Die Öffnung des Arbeitsmarktes in der EU per Mai 2011 hat sich laut Bank Austria - je nach Bundesland unterschiedlich - positiv auf Österreich ausgewirkt: „Die Zuwanderung war sehr wichtig, weil sich auch Arbeitskräftemangel beseitigt hat, zum Beispiel in Vorarlberg“, sagte Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl am Montag in einem Pressegespräch.
„Für den Arbeitsmarkt spielt die Konjunktur eine wesentliche Rolle - nicht der Zuzug oder die Öffnung des Arbeitsmarktes“, betonte sein Kollege Stefan Bruckbauer. „Und dort, wo wir Verdrängung vermuten, trifft es hauptsächlich die ausländischen Arbeitnehmer.“
Unterschiede zwischen Bundesländern
Die Öffnung der Grenze nach Osten und der EU-Beitritt seien „grundsätzlich positiv für Österreich“, so Bruckbauer. So habe Österreich Deutschland betreffend Produktivität und Wirtschaftswachstum seit dem EU-Beitritt „spürbar outperformt“. Zu den Verlierern der Globalisierung gehören hingegen schlecht oder gar nicht ausgebildete Arbeitskräfte, da Industrien in Länder mit billigeren Löhnen abwandern.
Vorarlberg etwa hätte sein Wirtschaftswachstum ohne ausländische Kräfte gar nicht erreichen können. Dort kam es laut Bank Austria „in keiner Branche zur Verdrängung inländischer Arbeitskräfte“. In Wien wiederum, wo die Konjunktur nicht so gut war, war der Beschäftigungsanstieg nicht ausreichend, um die Arbeitslosigkeit zu reduzieren.
Jobverlust und Herkunft
In erster Linie führe die Arbeitsmarktöffnung in Österreich jedenfalls zu einem Verdrängungswettbewerb zwischen Nicht-Österreichern. „Das heißt, neue Ausländer verdrängen alte Ausländer“, so Pudschedl. Das gelte vor allem für Branchen wie den Bau oder den Tourismus. Im Handel treffe die Verdrängung „eher inländische Kräfte“.
Betreffend Arbeitslosigkeit sei auch die Herkunft der ausländischen Arbeitnehmer relevant. Personen aus Nicht-OECD-Ländern seien stärker gefährdet, in die Arbeitslosigkeit zu rutschen. Das treffe in Österreich hauptsächlich auf Menschen aus Serbien und der Türkei zu sowie - in nicht so großer Zahl - auf Bulgaren und Rumänen.
Arbeitskräfteangebot stark gestiegen
Seit 2011 stieg das Arbeitskräfteangebot in Österreich um fast acht Prozent - ein Plus von 280.000 Personen. Überdurchschnittlich stark war der Zuwachs in den vergangenen fünf Jahren in den östlichen Bundesländern Wien (plus 10,5 Prozent) und Burgenland (plus 9,9 Prozent). Im Burgenland erhöhte sich die Anzahl der Arbeitslosen um über 30 Prozent.
Auch in den westlichen Bundesländern nahm das Arbeitskräfteangebot im selben Zeitraum überdurchschnittlich zu. Das war aber laut Bank Austria vergleichsweise stärker durch eine größere inländische Erwerbsbevölkerung beeinflusst.